Black Matters: Paint it Black
Der Ausstellung „Black Matters“ gelingt ein differenzierter Blick auf Rassendiskurse nicht nur in den USA. Sieben afroamerikanische Künstler stellen dabei in ihren Werken vor allem das Problem der eigenen Identität in den Fokus. Ein „Must-See“.
„All lives can't matter until black lives matter“, steht auf der Einladungskarte zu „Black Matters“ lesen, auf einem schwarzen T-Shirt getragen von einem jungen Afroamerikaner. Das Photo wurde anonym getwittert und könnte ein Motto der engagierten Ausstellung sein, die jetzt in der Berliner Galerie Barbara Thumm zu sehen ist. Wen diese Einladungskarte aber hoffen lässt, dass ihn dort eine aktivistische Ausstellung erwartet, der wird zwar enttäuscht, nicht aber der Besucher, der eine subtil-ästhetische Auseinandersetzung mit dem Thema erwartet. So war die Ausstellung dann doch ein Höhepunkt der diesjährigen Berliner „Art Week“.
Die von Octavio Zaya, er kuratierte u. a. die Johannesburg Biennalen 1995 und 1997, klug zusammengestellte Ausstellung „Black Matters“ dreht sich nicht nur um das Problem der Rassendiskriminierung (in den USA und der europäischen Einwanderungspolitik), sondern auch um die Rolle, die afroamerikanische Künstler heute im globalisierten Kulturbetrieb spielen.
Gleich am Eingang der Galerie hängt die explizit politischste Arbeit von „Black Matters“: Dread Scott Stills seiner Performance „Burning the US Institution“, 2011. Zu sehen ist auf drei Fotos, wie der Künstler die US-amerikanische Verfassung selbstbewusst verbrennt - wenn man so will handelt es sich da um ein quasi widerständiges Selbstporträt. Eher sentimental-nostalgische Selbstporträts inszeniert Carrie Mae Weems, etwa in der schwarz-weiß-Fotografie „Untitled (Woman walking along railroad tracks)“, 2003. In geschichtsträchtiger, an die Sklavenzeit anspielender Tracht gekleidet zitiert Mae Weems einen uramerikanischen Mythos: Sie läuft auf den Eisenbahnschienen einer hoffentlich besseren Zukunft entgegen. Die documenta 14-Teilnehmerin Maria Magdalena Campos-Pons spielt ebenfalls mit einem fast schon zum Klischee gewordenen Sujet, nämlich mit ihrer „kreolischen Haarfrisur“, die sie auf großformatigen Gemälden spielerisch-pittoresk ins Bild setzt. Der im April im Alter von 72 verstorbene Barkley L. Hendricks schließlich ist in der sehenswerten Ausstellung z. B. mit seinem Bild „Passion Dancehall #5“, 2016, vertreten, einem postpopigen Porträt zweier afroamerikanischer Jugendlicher im komplett weißen Discodress – Identität wird hier zum marktkonformen Rollenspiel.
16.09 - 04.11.2017
Galerie Barbara Thumm
10969 Berlin, Markgrafenstrasse 68
Tel: +49 30 259 42 98 4
Email: info@bthumm.de
http://www.bthumm.de
Öffnungszeiten: Do,Fr 12-18, Sa 13-19 h