Werbung
,

VALIE EXPORT. Das Archiv als Ort künstlerischer Forschung: Andeutung einer Zukunft

Mit der simultanen Eröffnung der Ausstellung „VALIE EXPORT. Das Archiv als Ort künstlerischer Forschung“ im Lentos Kunstmuseum und dem an die Institution angedockten VALIE EXPORT Center konnte ein erster Schritt dazu beigetragen werden, eines der vielfältigsten, radikalsten und wichtigsten künstlerischen Werke der Gegenwart in seiner Explizitheit der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.

Die Ausstellung im Lentos kann als Andeutung und Vorbote für die im und vom EXPORT Center künftig betriebene Arbeit angesehen werden. Sie bietet Einblick in ein Schaffen, bei dem Schriftstücke, Skizzen, Literatur und Dokumentationen über die bloße künstlerische Komponente in EXPORTs Tätigkeit hinausgehen und als mnemotechnisches Instrument dienen, das die gedanklichen Spuren und philosophisch-literarischen Einflüsse aufgreift, die mit dem Werk der Künstlerin in Verbindung stehen. Es handelt sich hierbei um eine Vorformulierung dessen, was in den kommenden Jahren an möglichen Synergien zwischen dem VALIE EXPORT Archiv/Center, und dem Lentos entstehen könnte, was zunächst mit einer Präsentation im Untergeschoß des Lentos und einem Symposium am Eröffnungstag des Centers begann.

Die Ausstellung begleitet auf einer Meta-Ebene Themen zum Archiv und seiner Bedeutung, die auf einer Wand skizziert werden und stets mit EXPORTs eigenen Überlegungen und Formulierungen verbunden sind, während auf der gegenüberliegenden Seite sämtliche Ausstellungen chronologisch aufgelistet werden und die unerschöpflichen Tätigkeiten der Künstlerin demonstrieren. Der zweite Raum nähert sich den Projekten mit zahlreichen Postern der einzelnen Ausstellungen und Werkpräsentationen an. In den über beide Räume verteilten Vitrinen ist folglich nur eine kleine Auswahl der zahlreichen, noch aufzuarbeitenden Archivalien präsentiert. EXPORTs Spielfilme sowie ihre Videosammlung, die 2011 unter dem Titel METANOIA zusammengefasst wurde, können auf einigen wenigen Monitoren betrachtet werden und bieten letztendlich einen Teaser für jenes umfassende filmische und videografische Werk, das so manche, kunsthistorisch und EXPORT-affine Personen bereits in den 1990er Jahren in stundenlanger Kontemplation im Studienraum der Generali Foundation in Wien sichten konnten.    

Dass die Kuratorin der Ausstellung im Lentos, Sabine Folie, am Tag der Eröffnung des in der Tabakfabrik untergebrachten Centers erst am selbigen Morgen auch zu dessen Direktorin berufen worden wäre, konnte dem Rektor der Kunstuniversität Linz Reinhard Kannonier bei seiner Verkündigung im Rahmen der Eröffnung niemand so wirklich abnehmen und gilt wohl symptomatisch für die institutionelle Politik des Landes. In jederlei Hinsicht wurde durch den Erwerb des Vorlasses und den hiermit begonnenen Aktivitäten ein Kompetenzzentrum geschaffen, das dem Werk und der Repräsentanz der Künstlerin, die jüngst zur Galerie Thaddaeus Ropac wechselte, auch in Zukunft gerecht werden wird.

Mehr Texte von Walter Seidl

Werbung
Werbung
Werbung

Gratis aber wertvoll!
Ihnen ist eine unabhängige, engagierte Kunstkritik etwas wert? Dann unterstützen Sie das artmagazine mit einem Betrag Ihrer Wahl. Egal ob einmalig oder regelmäßig, Ihren Beitrag verwenden wir zum Ausbau der Redaktion, um noch umfangreicher über Ausstellungen und die Kunstszene zu berichten.
Kunst braucht Kritik!
Ja ich will

Werbung
Werbung
Werbung
Werbung

VALIE EXPORT. Das Archiv als Ort künstlerischer Forschung
10.11.2017 - 04.02.2018

Lentos Kunstmuseum Linz
4020 Linz, Ernst-Koref-Promendade 1
Tel: +43 70 7070 36 00
Email: info@lentos.at
http://www.lentos.at
Öffnungszeiten: täglich außer Mo 10-18 Uhr, Do 10-21 Uhr


Ihre Meinung

Noch kein Posting in diesem Forum

Das artmagazine bietet allen LeserInnen die Möglichkeit, ihre Meinung zu Artikeln, Ausstellungen und Themen abzugeben. Das artmagazine übernimmt keine Verantwortung für den Inhalt der abgegebenen Meinungen, behält sich aber vor, Beiträge die gegen geltendes Recht verstoßen oder grob unsachlich oder moralisch bedenklich sind, nach eigenem Ermessen zu löschen.

© 2000 - 2024 artmagazine Kunst-Informationsgesellschaft m.b.H.

Bezahlte Anzeige
Bezahlte Anzeige
Gefördert durch: