Werbung
,

Sharon Ya'ari - Officers' Pool: Inmitten der Utopien

Der israelische Künstler Sharon Ya`ari zeigt in seiner bereits dritten Ausstellung bei Martin Janda fotografische Arbeiten aus den letzten zwei Jahren. Im Hauptraum der Galerie handelt es sich dabei um großformatige Fotografien, die aus vergrößerten Dias entstanden sind. Rötliche Farbtöne, die wie Filter über den Bildinhalt gelegt scheinen, dominieren das Bild. Blüten in rot und rosa werden zu abstrakten Mustern, die langsam vor dem Auge verschwimmen. Der Bildgrund scheint sich aufzulösen. Zweifellos ist es die Absicht des Künstlers, die umstrittene Landschaft Israels als jahrhundertealten Sehnsuchtsort zu erkennen und zu dokumentieren. Ya`ari fand diese Dias, die um 1969/70 entstanden sind, in alten aufgelassenen Archiven und setzte Sie mit ihrer gewachsenen Patina ins Bild. Denn die Rot-Töne sind ein Zeichen des Verfalls der Dias und werden bei Ya`ari als ein Symbol für die Vergänglichkeit politischer Utopien interpretiert. So auch bei dem Bild „Officers Pool“, das einen aus Stein gemauerten Swimmingpool, umgeben von Schatten spendenden Büschen und Bäumen, zeigt. Es handelt sich dabei um eine Erholungsstätte am Golan, die ursprünglich für israelische Offiziere angelegt worden war. Je nach Kriegsverlauf fiel Sie an die syrische oder israelische Seite. Auf dem Bild von Ya`ari sitzen zwei junge israelische Soldatinnen am Rand des Swimmingpools. Die zionistische Idee der „Avoda Ivrit“ der „jüdischen Arbeit möglichst auf jüdischem Boden“ dominierte von den Anfängen des Zwanzigsten Jahrhunderts bis in die Achtziger Jahre und darüber hinaus das Selbstverständnis und den politischen Diskurs in Israel. Mit eigenen Händen „die Wüste urbar machen“, das war das soziopolitische Motto vieler jüdischer Emigranten aus Europa. Und es war der Versuch der Gründungsväter mit Hilfe einer sozialistischen Utopie eine nationale Identität zu bilden. Dieses Modell glückte weitgehend. Die Arbeiterpartei spielt heute allerdings kaum noch eine Rolle im politischen Leben Israels. Mit dem Ende der sozialistischen Utopie beschäftigt sich Ya`ari in der Auseinandersetzung mit diesen fast 50 Jahre alten Dias von der kargen Landschaft Israels. Im Untergeschoß finden sich Aufnahmen aus dem heutigen Israel. Entlang der „Route 40“ fotografiert er Ausschnitte von Busstationen, vorbeifahrende Autos und Strommasten in der Wüste. Die Rottöne sind verschwunden, es dominiert das Weiß-Grau-Braun der Wüste. Mit diesen Fotografien sind wir im heutigen Israel angekommen. Unsere Reise führte vom Golan, über den See Genezareth in den Süden zur ägyptischen Grenze wo heute afrikanische Flüchtlinge, die nach Israel gelangen wollen, angehalten werden. Ya´ari gelingt mit seinen Fotografien ein sehr poetischer und träumerischer Befund seines ebenso geliebten wie umstrittenen Landes.
Mehr Texte von Susanne Rohringer

Werbung
Werbung
Werbung

Gratis aber wertvoll!
Ihnen ist eine unabhängige, engagierte Kunstkritik etwas wert? Dann unterstützen Sie das artmagazine mit einem Betrag Ihrer Wahl. Egal ob einmalig oder regelmäßig, Ihren Beitrag verwenden wir zum Ausbau der Redaktion, um noch umfangreicher über Ausstellungen und die Kunstszene zu berichten.
Kunst braucht Kritik!
Ja ich will

Werbung
Werbung
Werbung
Werbung

Sharon Ya'ari - Officers' Pool
21.10 - 19.11.2016

Galerie Martin Janda
1010 Wien, Eschenbachgasse 11
Tel: +43 1 585 73 71, Fax: +43 1 585 73 72
Email: galerie@martinjanda.at
http://www.martinjanda.at
Öffnungszeiten: Di-Fr: 11-18h
Sa: 11-16h


Ihre Meinung

Noch kein Posting in diesem Forum

Das artmagazine bietet allen LeserInnen die Möglichkeit, ihre Meinung zu Artikeln, Ausstellungen und Themen abzugeben. Das artmagazine übernimmt keine Verantwortung für den Inhalt der abgegebenen Meinungen, behält sich aber vor, Beiträge die gegen geltendes Recht verstoßen oder grob unsachlich oder moralisch bedenklich sind, nach eigenem Ermessen zu löschen.

© 2000 - 2024 artmagazine Kunst-Informationsgesellschaft m.b.H.

Bezahlte Anzeige
Bezahlte Anzeige
Gefördert durch: