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Sympathisch ambitioniert - DC Open Teil 1: Köln

Ist es eine Platz- oder eine Zeitfrage? Auf Messen ist in den letzten Jahren zunehmend und immer eintöniger klein- bis mittelformatige Flachware zu sehen, weil auf engem Kojenraum möglichst viel Umsatz gemacht werden muss und die Aufmerksamkeitsspanne des Laufpublikums kurz ist. Bei den gemeinsamen Galerieeröffnungen in Düsseldorf und Köln zeigen viele der Domstädter Mut zum Sperrigen. Den Vogel schießen Krupic und Kersting ab, die eine monumentale Aufeinandertürmung von Miniaturhütten der Kalifornierin Tracey Snelling installiert haben - Volumen 30 Kubikmeter (120.000 Euro, kleinere Arbeiten 6.900 Euro inkl. MWSt.). Thomas Rehbein verblüfft mit Holzskulpturen von Benjamin Houlihan, der mehr oder weniger alltägliche Holzobjekte wie ein Wandschränkchen oder einen Konzertflügel mit dem Hobel bis auf eine furnierdünne Schicht abträgt (6.000 bis 48.000 Euro). Nicht minder ambitioniert ist die Van der Grinten Galerie, die ihre neuen Räume mit schwebend in den Raum wuchernden Skulpturen aus Holz, Pappmaché und Lack von Wolfgang Flad (2.700 bis 28.000 Euro) eröffnet. Warhus Rittershaus präsentieren meditative Skulpturen von Habima Fuchs (früher Astrid Sourkova) in unterschiedlichsten Formaten und Materialien (1.500 bis 5.000 Euro), die sich über Wände und Boden verteilen. Ein ähnliches Arrangement findet Martin Kudlek für die Alabasterköpfe von Sophie Muller, die auf den ersten Blick wie Trümmer antiker Skulpturen wirken und bei näherem Hinsehen immer vielschichtiger werden (13.500 bis 16.800 Euro). Bei Natalia Hug nähert sich die Berlinerin Carolin Eigner mit ihren Wandobjekten der Malerei an, bei denen sie In einer dem barocken Schleifmarmor ähnlichen Technik in Gips "malt", in den sie dazu noch Öffnungen schneidet (ab 5.000 Euro). Henning Bohl bei Rob Tufnell irritiert mit Materialcollagen vor Ethno-Tüchern (4.000 bis 11.000 Euro). Malerei gibt es natürlich auch zu sehen, wie bei Hammelehle und Ahrens die zum Teil seriellen Gemälde von Ulrich Lamsfuß (9.000 bis 22.500 Euro netto), die mit ihren Wurzeln in den 90er Jahren fast schon sympathisch altmodisch wirken, gerade weil sie mit ihrem Mut zur klaren Position sich von der bisweilen blutleer wirkenden Beliebigkeit der internationalen Investitionskunst abheben. Alex Wissel appropriiert bei Neuzugang Ginerva Gambina Größen der Düsseldorfer Kunst von Beuys bis Immendorff, deren Motive er über Portraits von Schauspielern legt, die in einem Fernsehmehrteiler über Achenbach mitspielen (je 4.000 Euro netto). Oder Malerei auf Papier von Cy Twombly bei Karsten Greve und Schüttungen auf Papier von Signar Polke bei Michael Werner. Millionenkäufe sind in Köln eben nicht so häufig. Man wünscht der Veranstaltung mehr Besucher. Verglichen mit dem Auftrieb zu Messe-Vernissagen ist der Zuspruch eher spärlich. Dabei ist das Programm ambitionierter, als es auf den weltweiten Verkaufsschauen in der Regel je sein könnte. www.dc-open.de
Mehr Texte von Stefan Kobel

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