Andrea Winklbauer,
Hamish Fulton - Placing One Foot In Front Of The Other: Gemessene Schritte
Wenn Hamish Fulton eine seiner Wanderungen unternimmt, kann es vorkommen, dass sich der extra abgewartete Vollmond hinter einer Wolkendecke versteckt oder Regenschauer über dem britischen Künstler niedergehen. Die Natur ist eben nicht berechenbar. Dafür sind die Wanderungen kunstvoll angelegt: Dauer und Pensum sind genau vorgegeben; einmal werden die Schritte exakt gezählt, das andere Mal die Konturen von Steinen nachgezeichnet, einen für jeden Tag, etc. Aus dem Erlebnis werden Worte und die teilen die wichtigsten Fakten mit. In Vinyllettern auf einer Wand oder mit Bleistift auf ein Stück Papier geschrieben, ergeben sie konzeptuelle Arbeiten, die man abstrahierte Erfahrungsberichte nennen könnte.
Dergleichen ist prinzipiell nicht neu. Als Ahnen im Geiste ließe sich William Turner betrachten, der nicht nur jahrzehntelang zu Fuß fast ganz England und einige kontinentale Länder durchwanderte, sondern sich sogar eines stürmischen Nachts an den Mast des Dampfschiffs \"Ariel\" binden ließ, um sich vier Stunden lang dem Toben der Elemente auszusetzen. Das auf diesem Ereignis basierende Gemälde könnte man ebenfalls einen abstrahierten Erfahrungsbericht nennen, zeigt es doch so viel vom Sturm, dass niemand das Schiff darin erkannte.
Nun interessiert es Fulton nicht, extreme Naturerfahrungen als solche Bild werden zu lassen. Das ist mehr als 150 Jahre nach Turner wahrhaftig kein Thema mehr. Für Fulton ist vielmehr das Gehen ein Weg zur Erkenntnis. Damit bezieht er sich weniger auf die Romantik als auf Traditionen außereuropäischer Kulturen wie die Wanderungen der Indianer oder japanischer Mönche.
Japan ist auch in punkto minimalistisch abstrahierter Formwerdung ein Vorbild Fultons. Verwendete er in früheren Arbeiten noch Fotos der durchwanderten Landschaften, so kondensiert er seit geraumer Zeit die gemachten Erfahrungen auf die wesentlichsten Informationen, die aber durch die Art ihrer Anordnung \"zwischen den Zeilen\" um ein subjektives Element erweitert werden. Die reduzierten Werke teilen den Inhalt mit und wiederholen ihn zugleich symbolisch durch ihre je besondere Form. Fultons Arbeit ist nicht nur bereits ein Klassiker. Sie ist nahezu perfekt.
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Hamish Fulton - Placing One Foot In Front Of The Other
28.11.2002 - 02.02.2003
BAWAG Foundation
1040 Wien, Foundationsquartier, Wiedner Hauptstraße 15
Tel: +43 1 504 98 80 38, Fax: +43 1 504 98 80 39
Email: foundation@bawagpsk.com
http://www.bawag-foundation.at
Öffnungszeiten: Di bis So, feiertags 11 bis 18, Do bis 20 Uhr
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