Marilia Furman - Wrong Position: Vom Diktat der Diktatur
„Falsche Position“ lautet der Titel von Marilla Furmans intelligenter Einzelausstellung in der Berliner Galerie PSM. Mit diesem anklagenden Titel bereits benennt die junge brasilianische Künstlerin selbstkritisch die politische Rolle die Kunst in der Gesellschaft heute spielt: Immer nimmt der Künstler Teil an politischen Prozessen, eine Verbundenheit ist da am Werk, die, wie Gyatri Spivak nicht müde wird zutreffend zu formulieren, bis hin zu „Komplizenschaft“ reicht. Da hängen also in „The parade of political self-representation and myself“, 2019, billige Plastikmasken in einer geraden Linie an der Wand, darunter Masken von Filmschauspielern aus Brasilien, aber auch der amtierende Präsident Bolsonaro wird hier dargestellt, die legendäre Anonymus-Maske hängt dort ebenso wie eine Totenmaske der Künstlerin selbst. Kein Unterschied also macht Furman in dieser Installation zwischen ihren Protagonisten aus Showbusiness, Kunst, Politik und Protest, als entfremdete „Charaktermasken“ (Karl Marx) stellen sie letztlich alle eine prekäre Personifikation der ökonomischen Verhältnisse dar.
Explizit die Funktion der Bildenden Kunst steht dann in ihrer Arbeit „Dictation“, 2019, zur Disposition. Für diese hat Furman Porträts aus einem brasilianischen Lehrbuch, das in den 1970er Jahren während der brasilianischen Militärdiktatur in Schulen eingesetzt wurde, abgezeichnet. Die Porträtierten stellen „Gründerväter“ Brasiliens, zumindest aus Sicht der Militärdiktatoren, dar, ausgewählte Staatsmänner, Offiziere, Industrielle, Künstler. Die ein wenig unbeholfenen Zeichnungen Furmans nun folgen den Darstellungen aus dem Buch so sklavisch genau wie möglich. Die Künstlerin lässt sich damit, der Titel ebenfalls legt es nahe, ihre Arbeit „diktieren“, eine freie Kreation scheint ihr unmöglich zu sein.
In „Chain (inverted proportion Landscape or G7, Brasil and China)“, 2019, schließlich gibt dann die wirtschaftliche Entwicklung diverser Staaten die ästhetische Form vor, in diesem großformatigen Gemälde nämlich, werden die Kurven ihres Bruttoinlandsproduktes von der Künstlerin zu einer überaus romantischen Gebirgslandschaft zusammengefügt – die 2. Natur der Ökonomie wird als 1. Natur aufgehübscht. Auch in dieser Arbeit also schaltet Marilla Furman Kunst und Gesellschaft parallel und reflektiert so die eigene Position so nachdenklich wie präzise.
04.06 - 13.07.2019
PSM Gallery
10785 Berlin, Schöneberger Ufer 61
Tel: +49 30 75524626, Fax: +49 30 75524625
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Öffnungszeiten: Di-Sa 12-18h