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Oskar Kokoschka - Expressionist, Migrant, Europäer: Im Leopold Museum ist alles OK

Für die am 26. Mai stattfindende Europawahl ist die Ausstellung Oskar Kokoschka - Expressionist, Migrant, Europäer wie eine Werbebotschaft zu verstehen.

Nach den am Markt doch überproportional hoch bewerteten österreichischen Jugendstilkünstlern zählt Kokoschka (1886–1980), sicher auch aufgrund seiner langen Lebenszeit, als (wohl) wichtigster Künstler des 20. Jahrhunderts - mit österreichischen Wurzeln. Seine Künstler-Postkartenserie der Wiener Werkstätte 1907 war sein Einstieg in den Kunstmarkt. 1908 nahm Kokoschka an der Kunstschau Wien teil, für die er auch das Plakat gestaltete. Diese erste öffentliche Präsentation der Kunstwerke erntete vorwiegend Kritik, die ihn wiederum bekannt machte und in Folge zu seinem frühesten Förderer Adolf Loos führte.

Dieses Mäzenatentum von Loos ging so weit, dass zahlreiche Porträtaufträge, die Kokoschka aus stilistischen Gründen nicht an die Auftraggeber verkaufen konnte, von Adolf Loos bezahlt wurden und in dessen Besitz übergingen - was ihm zum größten Porträtbesitzer von Kokoschka-Werken machte. Die beiden verreisten auch gemeinsam, so auch 1910 an den Genfer See, wo neben zahlreichen Porträtaufträgen das Werk Dent(s) du Midi entstand. Durch die Veröffentlichungen im Sturm erlangte Kokoschka in Deutschland Bekanntheit. Im Juni (1910) fand in der Galerie Paul Cassirer in Berlin die erste Sturm-Ausstellung zusammen mit dem Maler Hans Hofmann statt. Im August (1910) - um die Reisen und Erfolge exemplarisch für ein Jahr zu nennen - fand die erste Einzelausstellung im Folkwang-Museum in Hagen (heute ist die Sammlung in Essen) sowie der erste Museumsankauf durch dessen Begründer Karl Ernst Osthaus statt.

Den leidenschaftlichen, wie schwierigen Jahren mit Alma Mahler folgten Kriegsjahre. Durch Empfehlung von Adolf Loos trat Oskar Kokoschka 1914 in das Dragoner-Regiment ein. Nach einer Kriegsverletzung war er dann noch für einige Monate als Kriegsmaler tätig.

Zürich (Cabaret Volaire), Stockholm (Österreichische Kunstausstellung) und Dresden, wo man Kokoschka 1919 an die Akademie berief, waren nur weitere Stationen. Für die Biennale in Venedig gestaltete er 1922 mit 12 Gemälden den deutschen Pavillon.

Es folgten Reise quer durch Europa und Nordafrika. 1934 übersiedelte er nach ersten ersten Übergriffen auf seine (entartete) Kunst nach Prag und 1938 flieht er nach England. In seinem Werk Anschluss - Alice in Wunderland, eine Leinwandarbeit aus dem Jahr 1942, gibt er seine Eindrücke zur Schrecksherrschaft der Nationalsozialisten wider.

1948 wurden wieder 16 Gemälde an der Biennale in Venedig gezeigt. Mit dem Salzburger Galeristen Friedrich Welz plante Kokoschka eine internationale Sommerakademie, die 1953 als Schule des Sehens auf der Festung Hohensalzburg gegründet wurde.

Doch Kokoschka wurde nicht sesshaft. Er ließ sich in Vielleneuve in der Schweiz nieder, porträtierte den deutschen Bundeskanzler Konrad Adenauer (von dessen Porträt sich Kanzlerin Angela Merkel für den Ausstellungszeitraum nicht trennen konnte), malte Ostberlin aus dem Blickwinkel des Berliner Verlagshochhauses von Axel Springer (Berlin - 13. August 1966), arbeitete für das Theater, reiste und politisierte.

Zum 85. Geburtstag wurde in der Österreichischen Galerie Belvedere eine große Retrospoektive gezeigt, zu der der Künstler auch anreiste. Erst drei Jahre später und sechs Jahre vor seinem Tod 1980 wurde Oskar Kokoschka wieder österreichischer Staatsbürger.

"Die Ausstellung macht nachvollziehbar", so die Kuratorin der Ausstellung Heike Eipeldauer, "wie Kokoschka als wacher Zeitgenosse, dessen unstetes Leben ihn an die verschiedensten europäischen Orte führte, Anteil nahm an den politischen Geschehnissen des 20. Jahrhunderts." Was man sich als aufmerksamer Betracher vor Augen halten muss - Oskar Kokoschkas Lebens- und Schaffensphase umspannt fast 80 Jahre des 20. Jahrhunderts.

Ergänzend zu den rund 250 Exponaten zeigt der Animationsfilm I´m OK der kanadischen Filmemacherin Elizabeth Hobbs mit sequentiell aneinandergereihten Zeichnungen Werke aus Kokoschkas Oeuvre.

Mehr Texte von Iris Stöckl

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Oskar Kokoschka - Expressionist, Migrant, Europäer
06.04 - 08.07.2019

Leopold Museum
1070 Wien, Museumsquartier
Tel: +43 1 525 70-0, Fax: +43 1 525 70-1500
Email: leopoldmuseum@leopoldmuseum.org
http://www.leopoldmuseum.org
Öffnungszeiten: Mi-So 10-18 h


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