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Okwui Enwezor 1963 - 2019

„Mein Ziel wird es sein, dieses Gebäude schweben zu lassen“, meinte Okwui Enwezor anlässlich seiner Programmpressekonferenz im Münchner Haus der Kunst im Jahr 2012. Tatsächlich konnte er das Haus mit eineigen seiner Ausstellungen zumindest hüpfen lassen, so etwa mit „Postwar: Kunst zwischen Pazifik und Atlantik, 1945-1965“ im Jahr 2016 in der Enwezor den kolonialen Blick endgültig für obsolet erklärte. Oder mit der Ausstellung „Aufstieg und Fall der Apartheid“ drei Jahre zuvor, in der er die langwierige Überwindung der Apartheid in Südafrika anhand der Fotografie nachzeichnete.
Künstlerisch sozialisiert wurde Okwui Enwezor allerdings nicht in Afrika, sondern in New York, wo er ab 1982 Politikwissenschaften studierte, bald zur Literatur und bildenden Kunst wechselte. Nach Tätigkeiten an Kunstinstitutionen und Universitäten in den USA kuratierte der Nigeria geborene Enwezor die zweite Johannesburg Biennale (1997) bevor er mit der documenta 11 (2002) in die Königsliga der internationalen Kurator*innen aufstieg. Die Leitung der Biennale di Venezia im Jahr 2015 war da fast nur noch ein „Drüberstreuer“, den er u.a. mit einer Lesung von Marx’ „Das Kapital“ zeitgemäß akzentuierte.

Okwui Enwezor war der erste afrikanische Kurator, dem die Leitung bedeutender internationaler Großausstellungen anvertraut wurde und er nutzte diese Rolle, um den westlichen Blick, das Hegemoniale und Koloniale Gehabe der Kunstszene zu brechen und den „Periphierien“ ihren gleichwertigen Platz in der Kunst zu sichern.

In seiner Zeit am Haus der Kunst München holte er eine Reihe von großen Ausstellungen in die von den Nationalsozialisten erbaute Kunstinstitution. Das brachte ihm allerdings auch Kritik von Seiten der Kulturverwaltung ein. Enwezor musste sich zuletzt gegen den Vorwurf verteidigen, Scientologen am Haus zu dulden und dann war auch noch das Budget im Argen, obwohl das Haus der Kunst über einen eigenen kaufmännischen Geschäftsführer verfügte. Im Juni 2018 musste Enwezor die Leitung des Hauses dann aufgrund seiner schweren Erkrankung endgültig abgeben. Heute ist Okwui Enwezor an seiner Krebserkrankung verstorben.

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Abbildung © Haus der Kunst

Mehr Texte von Werner Rodlauer

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