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Heidrun Holzfeind - the time is now: Animismus und Weltentsagung

Die Ausstellung „The Time is Now“ von Heidrun Holzfeind setzt sich mit dem japanischen MusikerInnenduo IRO auseinander und untersucht der konzeptuellen Herangehensweise der Künstlerin folgend modernistische Architektur und den Echoraum der auf sie projizierten performativen Gesten.

Zwei Videos werden einander gegenübergestellt, in denen das MusikerInnenpaar den Gesetzen des Shintoismus folgt. Shintō gilt als animistische, polytheistische und theophane Religion, bei der eine Vielzahl an Glaubensformen auftritt, wo Gottheiten in Form von Menschen, Tieren, Gegenständen oder abstrakten Wesen erscheinen können.

Als zentrales Gebäude für Holzfeinds subtil angelegte filmische Dokumentation diente ein Seminarhaus in Hachioji, Tokyo, das 1964 vom japanischen Architekten und Denker Takamasa Yosizaka errichtet wurde. Die MusikerInnen performen rund um das Gebäude und auf seinem Dach, wodurch dieses zur Bühne ihrer Kritik an der westlichen Zivilisation und einer Hingabe zu alternativen Lebensformen transformiert. In Improvisationen auf Nō Flöten, Trommeln und Kagura-Schellen sowie Verweisen zum koreanischen Maskentheater realisieren sie ihre Praxis des Punk Kagura. Gleichzeitig verwebt die Künstlerin in diesem Video Auftritte des Paares aus einem Konzert von 1987 aber auch Aufnahmen der Protestbewegungen in Tokyo und Okinawa der 1970er Jahre. In einem sehr persönlichen Interview mit dem seit 40 Jahren zusammenarbeitendem Duo wird auch die Problematik der südlich gelegenen Insel Okinawa thematisiert. Nur 0,6 Prozent der Fläche Japans entfallen auf Okinawa, aber 75 Prozent der US-Stützpunkte befinden sich hier. Die Insel ist ein umstrittener Ort, viele Konflikte zwischen der japanischen Bevölkerung und US-SoldatInnen schwelen hier und kreisen um Kriminalität und Ungleichheit. Für beide bedeutet ein Ende dieses Konfliktes eine Lösung des Problems Japans und seiner Stellung in der Welt.

Gleichzeitig berichten sie im Sinne des Yin Yang Prinzips von der Notwendigkeit der Stärkung der weiblichen Anteile des männlichen Partners Toshio sowie der männlichen Anteile von Shizuko Orimo, die das Paar seit 1981 zusammenhält. Das einfühlsame Videoporträt führt schrittweise in eine alternative japanische Denktradition ein und setzt somit ein Gegenmodell zu einem eurozentrischen Weltbild in seinem Bestreben nach konstanter Optimierung und Effizienz.

Mehr Texte von Walter Seidl

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Heidrun Holzfeind - the time is now
01.02 - 31.03.2019

Secession
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