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Die Befreiung von Figur und Raum

Der Rohbauzustand als Ausstellung: Die Eröffnung der neuen Räume von ASPN auf dem Spinnereigelände beginnt mit einer "Finissage", für die das Künstlerduo Famed und Michael Riedel die Galerie als Leerstelle präsentieren. Erst bis zur "Vernissage" im Mai wird sie mit Einrichtung und Funktion befüllt. Einstweilen verkauft das Personal mehr oder weniger wie Schieber die Künstlerwährung "Riedel" und einen von Famed passend gestalteten Geldclip an die Wissenden unter den Besuchern.

Den Laden für Nichts haben Lawrence Power mit ganzen Wagenladungen Gips und darin eingelassenen Kellergittern in eine bizarre Wüstenlandschaft verwandelt, in die sie vereinzelt eigene Werke gehängt haben.

Dass in Leipzig eben nicht nur Figuration gedeiht, beweist Benjamin Dittrich, der ursprünglich vom Druck kommt und Malerei aufgesattelt hat. In der Galerie b2 sind die Ergebnisse seiner langfristigen Auseinandersetzung mit enzyklopädisch-pädagogischen Publikationen der 50er Jahre zu sehen, deren Schaubilder von Erläuterungen und Beschriftungen befreit und als grafische Elemente weiterverarbeitet.

Auf Expansion setzt Tobias Naehring, der die ehemaligen Räume von ASPN zusätzlich zu seiner bestehenden Galerie übernommen hat. "Leipzig ist ein guter Standort für mich", erklärt er. "Die Leute kommen gerne aus ganz Deutschland hierher." Sich als x-ter Wettbewerber in Berlin hinten anzustellen, macht für ihn keinen Sinn. Seinen Einstand gibt er in der Spinnerei mit einer Gruppenausstellung aller seiner Künstler, darunter Thomas Rentmeister und Eva Grubinger.

Noch mehr Abstraktion bieten die Zugereisten. Mittlerweile haben es sich die einheimischen Galerien zur guten Tradition gemacht, jeweils ein oder zwei auswärtige Kollegen einzuladen. In diesem Jahr gibt es mehr oder weniger zufällig eine Gruppe von vier Kollegen aus Wien unter den insgesamt 14 Gästen in der Werkschau-Halle.

Während Nathalie Halgand drei abstrakte Positionen im Mix aus Malerei und Fotografie zeigt, bringt Zeller Van Almsick den Leipzigern und angereisten Besuchern den Daniel Richter-Schüler Dejan Dukic nahe. Anstatt wie sonst Farbe von hinten durch die Leinwand zu drücken und das je nach Materialbeschaffenheit haarige oder knotige Bildergebnis auf der Vorderseite zu präsentieren, geht der in Thailand lebende Künstler jetzt noch einen Schritt weiter und fängt das Filtrat dieses Prozesses wiederum auf meist monochromen Leinwänden auf.

Dem Seriellen, dem Verhältnis von Original und Kopie und dem Trügerischen der Wahrnehmung widmen sich die beiden anderen Wiener in einer Gemeinschaftsausstellung. Robby Greif, Direktor bei Christine König, betreibt in Eigenverantwortung den experimentellen Ableger Koenig2 und hat sich für Leipzig mit Unttld zusammengetan. Auf drei Wänden werden serielle Arbeiten von Künstlern beider Galerien jeweils in identischer Reihenfolge gezeigt. Auf den ersten Blick scheint es sich drei mal um die selbe Installation zu handeln. Erst bei der näheren Betrachtung werden die Unterschiede und Variationen der seriellen Arbeitsweisen der Künstler deutlich sichtbar.

Zu den anderen Gästen gehören so prominente Galerien wie Helga Maria Klosterfelde aus Berlin oder Plan B aus Cluj und Berlin, aber auch die aus Taipeh angereiste AKI Gallery. acb aus Budapest setzt mit Künstlern wie Imre Bak und Hopp-Hálasz historisch einen Kontrapunkt, der in seiner geometrischen Abstraktion inhaltlich jedoch stimmig ist.

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Großer Frühjahrsrundgang 14. & 15. April 2018
Alle Programme unter --> www.spinnerei.de

Mehr Texte von Stefan Kobel

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