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ARCO 2018: Die Nase vorne

Wortgirlanden zieren das Statement, mit dem sich der Präsident der Muttergesellschaft der Arco Madrid für sein rüdes Eingreifen tags zuvor entschuldigte. Immerhin ist jetzt offiziell: Die einzige Instanz, die über die Inhalte der Kunstmesse entscheidet, ist das Organisationskomitee der Arco. Aufgehängt werden die gestern abgenommenen Bildern von "24 politischen Gefangenen im heutigen Spanien" von Santiago Sierra trotzdem nicht. Die Arbeit sei verkauft, erzählt Galeristin Helga de Alvear (--> das artmagazine berichtete).

Als wäre das nicht genug Aufregung für eine Ausgabe, hat die Kunstmesse Frieze wohl nicht ganz zufällig am zweiten Tag der Arco bekanntgegeben, ab Februar 2019 einen Ableger in Los Angeles etablieren zu wollen, ein so erwarteter wie von Vielen skeptisch gesehener Schritt. Denn nur von Hollywoodstars und Tech-Milliardären wird sich kaum eine Kunstmesse nachhaltig tragen lassen können.

Und die Arco hat ganz klar die besseren Karten, wenn es um die lateinamerikanische Klientel geht; das stellt die aktuelle Ausgabe wieder einmal unter Beweis. Allein die Liste der angereisten Sammler umfasst über 300 Namen aus aller Welt; da sind die Kuratoren, Adviser etc. noch nicht eingerechnet. Ein mittelamerikanischer Kurator weist darauf hin, dass Madrid der einzige Ort auf der Welt sei, an dem er alle seine lateinamerikanischen Kollegen treffen könne.

In diesem Jahr scheint auch die Kauflaune zurückgekehrt zu sein. Durch die Bank berichten Aussteller von guten Verkäufen, vor allem an europäische Sammler, vor allem Einheimische, aber auch viele Deutsche, an Südamerikaner, Türken und vereinzelt an US-Amerikaner. Asia Zak von der Berliner Galerie Zak I Branicka freut sich, dass sie auf der Arco noch nie an einem Vernissagetag so viel verkauft habe wie diese Jahr. Bis 10.000 Euro fallen die Entscheidung oft schnell. Die Madrider Galerie F2 hat von den Tapisserien vortäuschenden Gemälden Federico Miròs gleich ein halbes Dutzend am ersten Tag zu je 5.000 Euro verkauft - "oder vielleicht waren es sieben", sagt Galerist Borja Fernández de Cobaleda.

Auffällig ist in diesem Jahr die verstärkte Präsenz von Skulpturen und Installationen, nicht nur auf der nicht ganz gelungenen kuratierten Spielwiese mit dem Oberthema "Futuro", die das sonst übliche Gastland ersetzt. Im nächsten Jahr soll es Peru mit seiner Hauptsatdt Lima sein, dessen Kunstszene gerade boomen soll. Zumindest scheint die Art Lima aktuell zu den dynamischeren Veranstaltungen in Lateinamerika zu zählen. Unglücklicherweise kollidiert die wiederum mit Art Brussels und der Art Cologne im April. Die Arco hat sogar jetzt schon terminlich Konkurrenz: Viele Professionals sind bereits am zweiten Vernissagetag abgereist nach Marrakesch, wo die I-54 in einem Luxushotel zur Kunst-Safari lädt. Man kann ja im Mai wieder auf die iberische Halbinsel reisen, zur Arco Lisboa – und von da aus gleich weiter nach Buenos Aires zur Arte BA.

Mehr Texte von Stefan Kobel

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ARCO 2018
22 - 25.02.2018

ARCO
28042 Madrid, Parque de Juan Carlos 1
http://www.arco.ifema.es


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