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Ashley Hans Scheirl - Genital Economy Posing: Fluide Identitäten

Mit ihrer ersten großen Einzelpräsentation in Österreich führt Ashley Hans Scheirl in ihr umfangreiches Oeuvre, das von Film über Zeichnung, Malerei und Installation reicht, in einem gelungenen Setting in multiperspektivischer Weise ein.

Versatzstücke aus Scheirls medienübergreifendem Werk, die auch auf der documenta 14 gezeigt wurden, transferieren den Hauptausstellungsraum in eine Bühne, die gleichzeitig als begehbares Bild dient und von Scheirl bei der Eröffnung als living sculpture in Szene gesetzt wurde. Als Performance angelegte Malerei eines Selbstporträts zeigte sich hier die Verschränkung der eigenen Identität als nicht festzumachendes und daher transformierendes Genderpotential mit der bildkünstlerischen Umsetzung desselben in einem Akt der Repräsentation von Körper, Sexualität und Bildraum. Das Display zu Scheirls Arbeiten in Form von Gesamtkunstwerk und selbstintrospektiv angelegtem Schaffen wurde von Jakob Lena Knebl gestaltet, was nicht nur den Hauptraum, sondern auch jene Seitenintimitätszone mit Zeichnungen aus sämtlichen Dekaden betrifft. Repliken auf Mund und Genitalien in einer repetitiven Anordnung unterschiedlicher Größe führen durch den Raum als Manifestation von Scheirls künstlerischem und persönlichem Universum, die immer wieder miteinander verquickt werden.

Das Selbst als begehrendes und begehrtes Subjekt tritt in den Mittelpunkt der Auseinandersetzung mit Ökonomie, die ebenfalls von Begehren behaftet ist, wie es bereits Jean-François Lyotard formulierte, und die Produktion von Realität durch Machtverhältnisse erschließen lässt. Dies erklärt auch den Titel der Ausstellung, der jene libidinöse Energie freisetzt, die Scheirl in seinen Arbeiten zirkulieren lässt, um diese jenen ökonomischen Gesetzen in einer Nivellierungsphase zwischen künstlerischer Spekulation und kalkulierbarer Relativität auszusetzen.

Der gelungenste Eingriff in jenes kirchenschiffartige Gebilde an Institution zeigt sich in Scheirls Bespielung der Apsis, in der Kurz- und Spielfilme sowie Videos seit 1979 gezeigt werden und in einer Split-Screen Reality (Referenz VALIE EXPORT) die Fragmentiertheit des Körpers ausloten, um in fluoreszierender und kopulierender Formation die Bipolarität der Geschlechter aufzulösen. Trans-Medien, Trans-Gender, Trans-Kunstgeschichte in einem Zusammenspiel an identitätsstiftender Positionierungsmöglichkeiten werden hier als Trope in die Ausstellung eingeführt, um die Person Scheirl und ihre Kunst in einer Synthese an multifunktionalen Ausdrucksmöglichkeiten zu erfassen.

Mehr Texte von Walter Seidl

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Ashley Hans Scheirl - Genital Economy Posing
05.05 - 21.06.2018

KM– Künstlerhaus Halle für Kunst & Medien
8010 Graz, Burgring 2
Tel: +43 316 740 084
Email: hd@km-k.at
http://www.km-k.at
Öffnungszeiten: Di-So11-17 h


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