Werbung
,

Bilder der Sprache und Sprache der Bilder: Im Attraktor zur Grabhülle

Wenn man mustergültig vorführen möchte, wie die Neuaufstellung eines Museums mit zwar feinen, aber im Sinn einer Marketinglogik nicht übertrieben pompösen Beständen am besten gelingt: Dann kann man nur den Besuch des neuen Dom Museum Wien empfehlen. Seit Jahrzehnten war das Haus verstaubt. Nun, nach vier Jahren Schließzeit, kann man die Sammlung wieder besichtigen.

Museumsdirektorin Johanna Schwanberg hat ganze Arbeit geleistet: Neben einer intelligent durchdachten, durch Gegenwartskunst ergänzten Neuaufstellung der Sammlung alter Kunst – darunter barocke Monstranzen, der Ober-St.-Veiter Flügelaltar, eine Reihe Schöner Madonnen und, natürlich, das berühmte Rudolf-Porträt, angeblich das erste Bildnis, bei dem das Gesicht von vorne und nicht im Profil erscheint – präsentiert man die Sammlung des Monsignore Otto Mauer. In den großzügigen Räumlichkeiten für Wechselausstellungen wird – aktuell mit einer Ausstellung über Sprache – sichtbar, welche Themenfelder sowohl Kunst als auch Kirche beackern. Darüber hinaus erschienen ein Begleitheft, das in den Räumen aufliegt, ein Buch mit „Highlights“ sowie eine dichte Forschungspublikation, in der die Sammlung regelrecht durchleuchtet wird – die Beiträge handeln unter anderem von den Künstlerinnen in der Otto-Mauer-Sammlung (Brigitte Borchhardt-Birbaumer), der „Vierge Ouvrante“, einer um 1420-1430 datierten Schreinmadonna (Daniela Hammer-Tugendhat) und dem Ober-St.-Veiter Altar (Beatrize Söding). Auch ein – wie Schwanberg versichert, überaus beliebter – Katalog in barrierefreier Schreibweise wurde herausgegeben, dazu Audioguides. Schon vor der Eröffnung des Museums war die Kunstvermittlung aktiv, muslimische und nicht-muslimische Kinder befassten sich etwa mit syrischen Vasen.

Die Neugestaltung von Boris Podrecca baut auf zurückhaltendes Grau und einen „Attraktor“ – eine Wendeltreppe, die das Publikum in den ersten Stock zieht. Allerdings ist ausgerechnet jener Raum, in zwei Highlights gezeigt werden, etwas gar kühl und sperrig geraten: Der prachtvolle persische Gold-Seiden Stoff der Grabhülle Rudolfs IV. liegt in einer riesigen Vitrine (eher: einem Aquarium) aus, dahinter versteckt sich das Porträt Rudolfs geradezu. Da hätte man sich eine schönere Lösung gewünscht. Dennoch: ein großer Wurf.

Mehr Texte von Nina Schedlmayer

Werbung
Werbung
Werbung

Gratis aber wertvoll!
Ihnen ist eine unabhängige, engagierte Kunstkritik etwas wert? Dann unterstützen Sie das artmagazine mit einem Betrag Ihrer Wahl. Egal ob einmalig oder regelmäßig, Ihren Beitrag verwenden wir zum Ausbau der Redaktion, um noch umfangreicher über Ausstellungen und die Kunstszene zu berichten.
Kunst braucht Kritik!
Ja ich will

Werbung
Werbung
Werbung
Werbung

Bilder der Sprache und Sprache der Bilder
07.10.2017 - 26.08.2018

Dom Museum
1010 Wien, Stephansplatz 6
Tel: +43 1 515 52 3300, Fax: +43 1 515 52 2599
Email: info@dommuseum.at
http://www.dommuseum.at/
Öffnungszeiten: Mi, Fr, Sa, So 10-18, Do 10-20 h


Ihre Meinung

Noch kein Posting in diesem Forum

Das artmagazine bietet allen LeserInnen die Möglichkeit, ihre Meinung zu Artikeln, Ausstellungen und Themen abzugeben. Das artmagazine übernimmt keine Verantwortung für den Inhalt der abgegebenen Meinungen, behält sich aber vor, Beiträge die gegen geltendes Recht verstoßen oder grob unsachlich oder moralisch bedenklich sind, nach eigenem Ermessen zu löschen.

© 2000 - 2024 artmagazine Kunst-Informationsgesellschaft m.b.H.

Bezahlte Anzeige
Bezahlte Anzeige
Gefördert durch: