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viennacontemporary: Zwischen Drehwurm und Ruhepol

Es kann nicht immer bergauf gehen. Manchmal ist man schon froh, wenn eine Messe überhaupt stattfindet. Das ist nach einer Brandstiftung in der historischen Marxhalle gar nicht so selbstverständlich. Das Messeteam hat in kürzester Zeit ein kleines Wunder vollbracht, und selbst die nicht selten trägen Behörden haben mitgespielt. Dass die Eröffnung nicht so rappelvoll schien wie im Vorjahr, darf da als Nebensächlichkeit gelten.

Timothy Persons ist mit seiner auf Fotografie spezialisierten Galerie Taik aus Berlin zum achten Mal dabei. Weniger Besucher habe er zur Eröffnung registriert, vor allem weniger aus dem Ausland. Im Gegensatz zum letzten Jahr hätten vor allem Wiener bei ihm gekauft. Es wäre allerdings zu kurz gegriffen, gibt er zu bedenken, eine Messeteilenahme ausschließlich nach den Verkäufen zu beurteilen. Wien sei hinsichtlich der Institutionen äußerst interessant. So seien viele Künstler, die er in vergangenen Ausgaben gezeigt habe, jetzt in einer Ausstellung im Kunsthaus Wien vertreten. Für ihn sei das ein toller Erfolg.

Markus Peichl hat zwischen Curated by und viennacontemporary einen Zwischenstop am Stammsitz seiner Galerie Crone auf der Art Berlin eingelegt und weiß zu berichten, dass das Publikum in Wien nicht nur internationaler sei, sondern vor allem kaufkräftiger oder -williger. Gekauft hätten die Wiener aber nicht am Eröffnungstag, sondern erst am ersten Publikumstag.

Daniela Steinfeld von der Düsseldorfer Galerie Van Horn ist zum ersten Mal dabei und überrascht von der Internationaliät des Publikums. Aus dem Rheinland sei sie das nicht gewohnt, erklärt sie. Allerdings sei es hier nicht so wie etwa in Miami, wo Spontankäufe Usus seien. Hier sei man besonnener. Die Leute kämen aber an den Stand und wollten etwas wissen und sich erst informieren, bevor sie Kaufentscheidungen fällen. Begeistert ist sie von dem Schwerpunkt Südosteuropa: "Das ist ein echtes Alleinstellungesmerkmal." Schon dafür lohne sich ein Besuch der Messe.

Ähnlich sieht es Volker Diehl aus Berlin, der selbst einige Künstler aus dem Osten im Programm hat und regelmäßig hier teilnimmt. Er hat sich von den Positionen des Gastlandes Ungarn im Focus-Sektor so begeistern lassen, dass er selbst schon bei den Kollegen gekauft habe, wie er berichtet.

Die wichtigen österreichischen Galerien stehen mittlerweile geschlossen hinter der Veranstaltung und haben sich zumeist eine besondere Präsentation einfallen lassen. Die Galerie Nächst St. Stephan bereitet dem 2014 verstorbenen österreichischen Minimalisten Ferdinand Penker einen großen Auftritt, Thaddaeus Ropac, der jedes zweite oder dritte Jahr an der Messe teilinimmt, präsentiert alle vier Bildhauer der Galerie, die schon einmal den Turner Prize gewonnen haben. Charim hat eigens den Stand vergrößert, um der Künstlerin Dorit Margreiter den Wunsch zu erfüllen, ihre Arbeiten zusammen mit den Seilverspannungen Julian Göthes zeigen können. Junge einheimische Positionen haben mit der kleinen Zone1 ein eigenes Forum erhalten, was die Besucher vor den immer gleichen Lokalhelden bewahrt.

In einem Kunstmarkt, der sich paradoxerweise einerseits immer schneller zu drehend und an anderen Stellen auseinanderzufallen droht, hält die viennacontemporary ein gesundes Mittelmaß.

Mehr Texte von Stefan Kobel

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viennacontemporary
21 - 24.09.2017

viennacontemporary
1030 Wien, Marx Halle / Karl-Farkas-Gasse 19
http://www.viennacontemporary.at
Öffnungszeiten: Zugang nur zu gebuchten Timeslots


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